Neuss-Gnadental – Die Ende August begonnene Kanal- und Straßenbaumaßnahme auf dem „Grüner Weg“ im Vorfeld des römischen Legionslagers Novaesium in Gnadental ist aufgrund der Qualität der archäologischen Funde dort neu geplant worden.
Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Abstimmung von Infra-Struktur Neuss (ISN), Tiefbaumanagement Neuss (TMN), Stadt Neuss, den beteiligten Baufirmen und dem Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).
Die in den vergangenen Wochen aufgedeckten archäologischen Befunde seien von sehr hoher Qualität und bestens geeignet, die Lebensumstände der Römer in der damaligen Zeit erklärbar zu machen, so der LVR. In einer Tiefe von zwischen einem und zwei Metern befinden sich komplexe archäologische Kulturschichten und Befunde, die durch den bestehenden Altkanal überraschend wenig ge- stört und daher umfangreicher als erwartet erhalten sind.
„Dieses archäologische Archiv der Neusser Frühzeit geht in seiner Bedeutung für die römische Militärgeschichte und die Kulturlandschaftsgeschichte des Niederrheins weit über die Stadt Neuss hinaus. Es ist im Weltkulturerbemaßstab zu sehen,“ so Martin Vollmer-König, Abteilungsleiter Denkmalschutz beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Um dieses umfassend zu dokumentieren und gleich- zeitig die zeitliche Verlängerung der Baumaßnahme über die ursprünglich kalkulierten zwei Jahre hinaus so gering wie möglich zu halten, haben sich alle Beteiligten einvernehmlich auf ein neues Vorgehen verständigt.
Archäologie schreitet voran
Die Kanal- und Straßenbauarbeiten werden ab sofort von den archäologischen Arbeiten entkoppelt. So sollen zum einen Stillstandzeiten beim Kanal- und Straßenbau minimiert und gleichzeitig der gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen werden, das archäologische Kulturgut fachgerecht zu untersuchen, zu dokumentieren und zu bergen.
Unterstützung erhält die mit der Archäologie beauftragte Fachfirma vor Ort durch das ebenfalls beauftragte Tiefbauunternehmen. Ungleiche Geschwindigkeiten hatten in den ersten Wochen der Baummaßnahme zu Stillstandzeiten geführt. Diese sollen nun vermieden werden, indem der Tiefbau erst die Voraussetzungen für eine vorgelagerte Archäologie schafft und dann zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die archäologischen Untersuchungen entsprechend weiter vorangeschritten sind, die eigentlichen Kanalarbeiten aufnehmen wird.
Zudem versprechen sich alle Beteiligten eine Beschleunigung der archäologischen Arbeiten dadurch, dass die Untersuchungsabschnitte vergrößert und zwei Abschnitte gebildet werden.
„Eine verlässliche Prognose, um welchen Zeitraum sich die ursprünglich mit zwei Jahren kalkulierte Baumaßnahme verlängert, ist noch nicht möglich. Es ist damit zu rechnen, dass sich durch die Entzerrung der Tätigkeiten die Parksituation in den jeweiligen Abschnitten auf dem Grüner Weg vorübergehend verschlechtert. Dies kann auch dazu führen, dass Einfahren zu Grundstücken nur eingeschränkt möglich sein werden.