Grevenbroich-Kapellen – Der Austritt einer zunächst unbekannten Chemikalie aus einem Transportcontainer bei einem Kapellener Logistikunternehmen löste am Freitagnachmittag einen der aufwändigsten Gefahrguteinsätze der Grevenbroicher Feuerwehr in diesem Jahr aus.
Rund 80 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte aus allen Löscheinheiten waren in der Nachmittagshitze gut sechseinhalb Stunden im Einsatz, um den Container zunächst unter Atemschutz und in schwerer Chemikalienschutzkleidung abzudichten, dann die Chemikalie zu identifizieren und den Transportbehälter schließlich für den Abtransport gesichert zu lagern.
Kurz vor 14 Uhr, am Freitag den 29.06.2018, war einem Mitarbeiter des Unternehmens bei Arbeiten an einem abgestellten LKW-Wechselauflieger zunächst ein stechender Geruch aufgefallen. Beim Öffnen des Laderaums stellte er zudem fest, dass dieser mit Chemikaliendämpfen gefüllt war und alarmierte daraufhin die Feuerwehr, die kurz darauf mit starken Kräften sowie Spezialausrüstung für Gefahrguteinsätze in Kapellen eintraf.
Bei einer ersten Kontrolle zeigte sich, dass der Container selbst offenbar unbeschädigt war, dass aber vermutlich aufgrund eines Defektes am Deckel Flüssigkeit aus dem Behälter geschwappt und von dort auf den Boden gelaufen war. Die unter schwerer Schutzkleidung arbeitenden Einsatzkräfte konnten in einem ersten Schritt den Verschluss des Containers wechseln und so verhindern, dass weiter Flüssigkeit austritt.
Als problematisch erwies sich für die Helfer allerdings, „dass sich weder am Fahrzeug noch am Transportcontainer Frachtpapiere fanden, aus denen eindeutig hervorging, um welche Substanz es sich bei dem Stoff genau handelte”, so Einsatzleiter Schnabel. Und auch bei der Spedition lagen zunächst keine Dokumente vor, mit deren Hilfe sich die Substanz sofort hätte identifizieren lassen. Da somit unklar blieb, welcher Stoff ausgetreten war und welche Gefahr davon ausging, kontrollieren die Einsatzkräfte mit Prüfgeräten, ob und gegebenenfalls in welche Konzentration eine chemische Belastung der Umgebung feststellbar wäre.
Die Messungen waren sämtlich negativ, sodass während des Einsatzes keine Gefahr für Beschäftigte oder Anwohner bestand. Durch den Einsatz spezieller Analysetechnik gelang es den Grevenbroicher Einsatzkräften schließlich nach mehreren Stunden, mithilfe des hinzugezogenen Fachberaters Chemie der Feuerwehr Dormagen sowie in Rücksprache mit Fachleuten des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems der chemischen Industrie, die Substanz als Ammoniak zu identifizieren.
Ammoniak reagiert reizend und ätzend beim Einatmen. Haut und Augenkontakt vermeiden. Da damit – rund fünf Stunden nach Beginn des Einsatzes – endlich feststand, von dem gesicherten und nun wieder korrekt verschlossenen Container keine weitere Gefahr ausgeht, konnten die Helfer den Behälter auf einem speziell gesicherten Stellplatz einlagern, wo er nun von einer Fachfirma zur Weiterverarbeitung abgeholt wird.
Insgesamt waren im Laufe des Nachmittages waren 7 Trupps unter schwerer Schutzkleidung und teilweise bei Außentemperaturen an die 30 Grad Celsius im Einsatz. Ein Helfer musste zeitweilig wegen Kreislaufproblemen vom Rettungsdienst begutachtet werden, musste aber nicht zur Behandlung ins Krankenhaus. Am frühen Abend, als sich die Lage in Kapellen entspannt hatte, übernahmen wieder haupt- und ehrenamtliche Kräfte aus verschiedenen Grevenbroicher Einheiten den Grundschutz in Grevenbroich.