Neuss – Gegen 19:00 Uhr füllte sich der Versammlungsaal bis zum letzten Platz. Etwa 90 Zuhörer und Interessierte erwartete weitere Informationen und Wege um die Freizeitanlage Jröne Meerke zu retten. Diese wurden enttäuscht.

Viel geredet wurde am gestrigen Abend, mit dem Tenor seitens der Verwaltung: „Die Gänse sind schuld”. Dagmar Vogt-Sädler (Umweltamt Neuss) und Rudolf Westermann (Neusser Grünflächenamt) sprachen zu Beginn der Veranstaltung über ihre Einschätzung der Situation der Freizeitanlage.
Seit 10 Jahren ist der Verwaltung das Problem mit den Gänsen bekannt, wie die Anwesenden gestern zu hören bekamen. Seit drei Jahren sind es die Algen. Letztere wurden immer wieder „abgefischt”, in 2013 von der Neusser Feuerwehr „versenkt” (beregnet). In diesem Jahr (2013) befanden sich „Blaualgen” (Cyanobakterien) im See. Diese können, wenn Sie in den menschlichen Organismus gelangen, zu tödlichen Vergiftungen führen.
Aussage der Verwaltung dazu: „.. wir haben die Wasseroberfläche beregnet um diese Algen absinken zu lassen .. nach zwei Tagen waren dann die Blaualgen weg. Das war ein Erfolg.” Befinden sich giftige Bakterien nun auf dem Grund des Sees?
Weiter wurde festgestellt, dass der Nährstoffgehalt im See zu hoch ist. Ursächlich, neben dem Grundwasser, soll hierfür der Gänsekot sein. Dieser wird, weil nur wenig Gras an Seeufer wächst, bei jedem Regen in den See gespült.
Dr. Johan Mooij, von der Biologischen Station Kreis Wesel, machte den Zuhörern Mut, „.. ein Großteil der Gänse ist weg ..”. Diese haben sich in Europa verteilt und kamen nicht zum Jröne Meerke zurück um zu „mausern”. Die angelaufenen Aktionen, wie Eierentnahme und Reisig verteilen, um das Brüten zu verhindern, müssen nur kontinuierlich fortgesetzt werden, dann baut sich die Population ab.
Von der Verwaltung, wie auch vom Experten, wurde festgestellt, dass die am Jröne Meerke lebenden Gänsearten hier nicht beheimatet sind. Als Neozoene werden Tierarten bezeichnet, die absichtlich oder unabsichtlich durch den Menschen in andere Gebiete verbracht worden sind. Dazu gehören hier die Schnee- und Kanadagänse.

Beide Arten können als „Schädlinge” bezeichnet werden und hinterlassen erhebliche ökologische Schäden, so Frau Vogt-Sädler. Dr. Mooij wurde da deutlicher: „Die Vögel müssen weg”. Was bisher unbekannt war, so Dr. Mooij, die Tier leiden Hunger. Es gibt nicht genug natürlich vorkommende Nahrungsquellen. Das füttern, wenn auch „menschlich” nachvollziehbar, verstärkt die Problematik nur. Diese Tierarten gehören hier nicht hin. Nur durch konsequentes Handeln, ohne füttern, können die Vögel veranlasst werden die Region zu verlassen.
Ausgiebig wurde über den Einfluss der Gänse debattiert, nicht über Möglichkeiten das Gebiet, besonders den See, zu sanieren. Obwohl dies ein ausgewiesenes Ziel, eingangs von den Vertretern der Interessengemeinschaft extra erwähnt, dieser Veranstaltung war.
Zu dieses Symptomatik passte auch eine Ausführung von Frau Vogt-Sädler: „.. sollten wir dann, aufgrund der Fakten die wir sammeln werden .. Gespräche führen und dann zu sehen, zu welchen Ergebnissen wir kommen.”
Was wurde in den letzten 10 Jahren unternommen, wenn heute erst Fakten gesammelt und Gespräche geführt werden müssen? Die Tatsache ist deutlich erkennbar: Das Jröne Meerke siecht vor sich hin, weil die Verwaltung offensichtlich noch Fakten sammeln muss? Dann ist möglicherweise die falsche Person an der falschen Position, denn wenn die Problematik seit 10 Jahren bekannt ist und es noch immer keine Lösung gibt kann dies nur eines bedeuten: Schaden zu Lasten der Bevölkerung und Natur.
Es besteht eine Gesundheitsgefährdung am Jröne Meerke, wie eine anwesende Ärztin ausführte. Durch Gänsekot und das Wasser. Kinder sollten sich dort besser nicht aufhalten. Doch genau dies ist eine angedachte Zielgruppe, Familien mit Kindern. Daher sind die Versäumnisse der Verwaltung und Politik noch erheblich dramatischer.
Lediglich zwei Stimmen gingen auf die ursprüngliche Intention dieser Veranstaltung ein, Robin Steinkläubl und der Gastgeber Michael Ziege. Herr Steinkläubl fragte nach dem Zustand der Wassers und ob es Zahlen und Angaben über die Inhaltsstoffe gäbe. Herr Ziege wies auf die bisher genannten (aber nicht auf dieser Veranstaltung) Lösungsansätze hin, wie sich die Wasserqualität verbessern lassen würde. Aber zu dieser Thematik, weil für die Verwaltung und Politik unbequem, gab es keine Gesprächsansätze.
Ein weiterer guter Ansatz kam vom ansässigen Angelverein. Hier wurde ein Gutachten zur Wasserqualität in Auftrag gegeben. Herr Bayer führte aus, dass der See ab 4 Metern Tiefe „tot” (Sauerstofffrei) ist.
An diesem Punkt gibt es kostengünstige und realisierbare Möglichkeiten dem See zu helfen sich zu regenerieren. Eine einfache und unkomplizierte Ausgabenstellung: Das Wasser strukturiert mit Sauerstoff anreichern, den Schlamm auf dem Grund abbauen und Nährstoffverbraucher ansiedeln.
Anreicherung mit Sauerstoff ließe sich über ein System namens TIBEAN realisieren. Strukturierte Einleitung von Sauerstoff unter Berücksichtigung der Temperatur- und Wasserschichtzonen. Über 30 erfolgreiche Einsätze sprechen für sich. Mehr dazu hier. In Folge könnte im sauerstoffhaltigen Wasser Mikroorganismen die Grundverschlammung ggf. abbauen. Gelingt dies nicht mit „See eigenen Mitteln”, bietet sich eine „biologische Entschlammung” mit zusätzlicher Einbringung an. Hierzu gab es erfolgreiche Versuche.
Zusätzlich die Anpflanzung von Nährstoffverbrauchern im Uferbereich und ggf. als „schwimmende Inseln”.
Davon war auf der gestrigen Veranstaltung leider nichts zu hören. Daher war selbige, neben den wenigen, interessanten Ausführungen und Informationen, im Prinzip sinnlos. Es gab keine konkreten Vorschläge oder Handlungsansätze. Dies war wohl nicht im Sinne der Veranstalter, auch wenn diese sich über die hohe Besucherzahl, auch aus der Politik, freuten.
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Als anwesender Bürger war ich erschrocken über die Statements der Verwaltung am Anfang sowie die einiger Politiker am Ende der Veranstaltung.
Die Verwaltungdame (Vogt-Sädler) meinte, „dann müssen wir im Herbst oder Winter mit den entsprechenden Behörden und Verwaltungen sprechen.” Eine solche Ausage impliziert doch schon, dass die Dame unwillig oder unfähig ist, sich mit der Thematik näher zu auseinanderzusetzen. Wenn man die Worte der Dame als Basis nimmt, werden erneut Orientierungs- und Sondierungsgespräche zu Beginn 2015 geführt, erneute Gesprächsaufnahme im Frühjahr 2015 und überraschend, wie in der Verwaltung so häufig, ist das Jahr dann auch schon rum und außer leerer Worte und Absichtsbekundungen ist nicht passiert. Ich habe dabei Hochachtung vor den Initiatoren der Bürgerbewegung, dass sie sich mit solchen unbeweglichen Verwaltungs-Betonköpfen auseinandersetzen.
Bei einigen Politikern hatte ich das Gefühl, dass denen um 18:00 Uhr mitgeteilt wurde, dass sie noch zur Versammlung müssen. So unvorbereitet und allgemeingültig waren die Statements.
Fazit: Man kann nur hoffen und wünschen, dass die Bürgerinitiative nicht die Lust verliert und trotz aller Widerstände – und die haben sich gestern stark positioniert – zumindest step by step weiterkommen.
Dies hört sich doch nach „um das Problem herumschwänzeln” an. Anscheinend sind die Verantwortlichen nicht bereit überhaupt etwas an der Sachlage zu ändern und wenn, dann nur halbherzig. Was hindert die Stadtführung daran?