Neuss – Das der Schutz von Tieren nicht immer mit dem berechtigten Interesse von Unternehmen einher geht ist hinlänglich bekannt. Neustes Beispiel: Spatzen als "Schädlinge" am Einkaufscenter.
Über eine Klartext Leserin wurde die Redaktion auf einen Vorfall im Neusser Norden, nahe Meerbusch, aufmerksam. Hier nutzen Spatzen das Gebäude des REAL Marktes an der Batavastraße als Nistplätze. Für den Betreiber ein Problem, da die Tiere Kot absondern und am Gebäude Schäden verursachen. Daher wurden Maßnahmen getroffen, um Abhilfe zu schaffen.
Aus der Sicht des Unternehmens ein nachvollziehbarer Wunsch. Für diese Art von Vögeln gibt es ausreichende Nistmöglichkeiten. So wurden über die Jahre verschiedene Variationen getestet um den Spatzen nicht zu schaden, jedoch selbige vom Objekt fernzuhalten. Bürsten und Klemmnetze erwiesen sich als nicht langlebig genug, so Geschäftsleiter Fabian Munera im Gespräch mit Robert Schilken, Herausgeber von Klartext-NE.de.

"Wir hatten die Vögel schon im Markt und mussten diese mit Netzen fangen" äußerte sich Herr Munera. Also entschied man sich für Gittermatten, die an Dach und Außenwand befestigt wurden. Die Vögel können so nicht mehr unter die Dachabdeckung einfliegen. Eine wirksame Möglichkeit zum Objektschutz.
Leider wurde der Zeitpunkt für diese Maßnahme mehr als unglücklich gewählt, in der Brutzeit der Tiere. So hat ein beauftragten Handwerker, der die Gittermatten im Dachbereich anbrachte, einen Jungvogel derart verängstigt, dass er auch dem Nest fiel. Glücklicherweise wurde er von einer in diesem Bereich tätigen Angestellten entdeckt und aufgenommen. "Der Piepmatz "Rocky" wurde auch grade vom Tierschutz Meerbusch abgeholt." so die Tierfreundin.
Die Arbeiten wurden nach bekannt werden dieses Vorfalls umgehend eingestellt. Zwar waren einige dieser Gittermatten nach unten noch geöffnet, was ein Einfliegen in das Nest ermöglichte. Es lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass sich in dem bereits "verschlossenen" Bereichen besetzte Nester befinden. Hierzu Herr Munera: "Wir haben die Arbeiten einstellen lassen und werden hier entsprechend prüfen, wie der es sich diesbezüglich verhält. Allerdings fliegen die Vögel auch immer wieder die Stellen an, die sie in den letzten Jahren noch uneingeschränkt nutzen konnten. Dies bedeutet nicht zwingend, dass es an dieser Stelle auch ein Nest gibt."
Die Redaktion konnte ein Foto aufnehmen, wo möglicherweise Nistmaterial und somit ein Nest im bereits verschlossenen Bereich vorhanden ist. Sollte dem so sein, wäre das Tierquälerei.
Als Tierquälerei wird dabei die in § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG) beschriebene Straftat bezeichnet. Danach wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier entweder aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.
Nachtrag 04.07.2014
Die angebrachten Gittermatten wurden entfernt, bzw. so umgebogen, dass die Vögel wieder nahezu ungehindert einfliegen können. Der lokale Marktleiter, Fabian Munera, hat erfreulich schnell auf die veränderte Situation reagiert. Nachdem die Vermutung auf besetzte Nester sich erhärtete, wurde umgehend entsprechend gehandelt.
Die Redaktion von Klartext-Ne führte Vorort auch ein Gespräch mit Uta Snyders-Richard, vom Meerbuscher Tierschutzverein. Die am REAL ansässigen Tiere befinden sich bereits auf der Vorwarnliste für gefährdete Arten.
Ideal wäre es, wenn der Betreiber die Population als Herausstellungsmerkmal nutzen würde. Viele Kunden erfreuen sich, nach eigenen Aussagen, an den "lustigen Tierchen".
Ja, sicher TheO!
Aber in der Stadt wo Gerüche und sonstige undefinierbaren Stoffe in der Luft sind und Lebensmittel offen verkauft werden ist das in Ordnung oder was?
Statt negative Kommentare abzugeben sollte man lieber für Nistmöglichkeiten sorgen.
Ich bin von der Stadt auf´s Land gezogen und ich bin froh, ja fast stolz, dass in meinem Garten Vögel nisten und sich wohlfühlen!
Danke an die Leserin die das bei Real festgestellt hat!
Im Bundesnaturschutzgesetz gibt es Paragraphen (39 + 44), die es verbieten, die Lebensstätten oder Brutplätze wildlebender Tiere zu beschädigen, zu entfernen oder zu zerstören usw..
Mich empört besonders, das skrupellose Verhalten der „Schädlingsbekämpfer”, die einfach in der Brutsaison gnadenlos die Brutplätzen verschlossen haben. Der Firma Real würde es besser zu Gesicht stehen, sich für alternative Brutmöglichkeiten einzusetzen und am Haus an anderer Stelle zu installieren. Wenn die Vögel diese dann annehmen, können die alten Unterschlupfe an den empfindlichen Stellen des Gebäudes (Eingänge usw.) nach und nach zugemacht werden. Übrigens sind die Brutplätze bei den Haussperlingen das ganze Jahr in Benutzung, weil diese von den Vögeln bei schlechter Witterung und im Winter zum Schutz aufgesucht werden. Es stimmt auch nicht, dass genügend Nistplätze anderswo existieren, sonst wären die Vögel nicht schon so selten geworden. Der BUND Neuss setzt sich schon länger z. B. bei Wohnungsbauunternehmen und Privaten dafür ein, dass bei Sanierungen oder Neubauten an eingemauerte Nistmöglichkeiten für Mauersegler, Schwalben oder eben Spatzen gedacht wird. Wir sind durch Vermittlung des Tierschutzvereins Meerbusch bei Real vorstellig geworden, um eine alternative Lösung zu finden. Vielleicht erkennt die Firma ja auch den Werbeeffekt als spatzenfreundliches Unternehmen. Ihre Kunden werden es Ihnen danken.
Militanter Tierschutz, aus meiner Sicht geht dabei ganz klar der Mensch vor. Colibakterien und andere Krankheitserreger die durch Vögel übertragen werden haben in oder an einem Betrieb, der Lebensmittel vertreibt nichts zu suchen.......