Dormagen – Mit einem Kraftakt will das städtische Jugendamt zusätzliche Plätze in den Kindertagesstätten schaffen.
Schon ab August sollen die Einrichtungen in der Lage sein, insgesamt 125 Kinder mehr aufzunehmen. „Vor allem bei den über Dreijährigen wird der Bedarf nach gegenwärtigem Stand erheblich steigen”, sagt Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann. Auf die Stadt kommen dadurch Mehrkosten von rund 470 000 Euro jährlich zu. Auch räumlich und organisatorisch wird es keine leichte Aufgabe, die Kindertagesstätten so schnell zu erweitern. Hoffmann: „Wir werden uns dieser Herausforderung aber stellen, denn Dormagen ist und bleibt eine kinderfreundliche Stadt.”
In seiner nächsten Sitzung am 13. März wird der städtische Jugendhilfeausschuss über den Bedarfsplan für das neue Kindergartenjahr ab August 2014 beraten. „Derzeit ist eine ausreichende Versorgung im Stadtgebiet nach wie vor gewährleistet”, erläutert die zuständige Mitarbeiterin Elisabeth Gartz vom Jugendamt. Doch auch in Dormagen zeichnet sich wie in vielen anderen Städten landesweit die Notwendigkeit ab, neue Betreuungsplätze für über Dreijährige (Ü3) einzurichten. Ein Grund dafür ist, dass es der Stadt inzwischen nicht mehr erlaubt ist, noch freie Plätze für unter Dreijährige (U3) vorübergehend auch mit älteren Kindern zu besetzen. „Diese Regelung des Landes gilt seit dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr”, so Gartz.
Durch den Ausbau im U3-Bereich sind auch die Gruppengrößen in den Kindertagesstätten verkleinert worden. Darüber hinaus geht das Jugendamt von einer allgemein deutlich steigenden Nachfrage aus. „Die Kinder werden von den Eltern immer früher in die Betreuung gegeben – zum Teil auch auf Druck der Arbeitgeber, die auf den heutigen Rechtsanspruch verweisen”, macht Gartz deutlich. „Dadurch wächst auch der Bedarf im Ü3-Bereich. Früher sind die Kinder ab dem dritten Geburtstag erst nach und nach mit dem Beginn des neuen Kindergartenjahres in die Einrichtungen gekommen, heute sind sie in diesem Alter zu großen Teilen schon da.”
Nach den Rückmeldungen aus den Kindertagesstätten geht das Jugendamt davon aus, dass stadtweit 113 neue Plätze im Ü3-Bereich geschaffen werden müssen. Weitere zwölf Plätze sind erforderlich, um der wachsenden Nachfrage auch im U3-Bereich entgegen zu kommen. So sind in Dormagen-Mitte und Rheinfeld voraussichtlich 20 neue Plätze nötig. Hier ist im Einvernehmen mit der Schulkonferenz der Regenbogenschule vorgesehen, dort vorübergehend eine Ü3-Gruppe unterzubringen.
In Delhoven hat die Verwaltung für den 11. März ein Gespräch mit dem Träger der Kindertagesstätte „St. Josef” vereinbart. Darin wird geprüft, ob zusätzliche Platze in der Größenordnung einer halben Gruppe erforderlich sind. In Nievenheim und Delrath sind 50 neue Plätze vorgesehen, davon zehn in der Integrativen Kita an der Salvatorstraße. Für 40 Plätze besteht die Möglichkeit, das Gebäude der Kita „Villa Bunte Wolke” an der Gabrielstraße entgegen den bisherigen Planungen auch über 2015 hinaus zu nutzen. In Horrem werden Unterbringungsmöglichkeiten für 40 weitere Kita-Plätze gesucht. Dort erklärte sich das evangelische Sozialwerk bereit, die Trägerschaft für zwei Gruppen zu übernehmen. In Hackenbroich soll der vorhandene Mehrbedarf in der Kita Nahestraße gedeckt werden. In Gohr zeigte sich die Kita St. Odilia schon zur Aufnahme von zehn weiteren Kindern bereit, wenn dem katholischen Träger dadurch keine Mehrkosten entstehen.
„All diese Lösungsvorschläge wollen wir jetzt zügig, aber ebenso sorgfältig mit Eltern, den Einrichtungen und den zuständigen Ratsausschüssen besprechen”, so Bürgermeister Hoffmann. Die Verwaltung schlägt dem Jugendhilfeausschuss vor, den Kindertagesstättenbedarfsplan entsprechend anzupassen, um die notwendigen Erweiterungen rechtzeitig in Angriff zu nehmen. Stadtkämmerer Kai Uffelmann dem Rat auch kurzfristig einen Vorschlag machen, wie die Zusatzkosten bei der Kita-Versorgung finanziert werden sollen. Hoffmann: „Da beißen wir in einen sauren Apfel, aber das sollten uns die Kinder wert sein.”